TrinkFEST - Der Weinpodcast der Freiheit Vinothek

TrinkFEST - Der Weinpodcast der Freiheit Vinothek

Von der Vogelwaide

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Unverhofft kommt oft. Österreich, und speziell die Wachau, war bisher abgesehen von der Steiermark eher weniger unser Beuteschema. Als ich dann einen Anruf von Daniel Vogelwaid bekam, ob er und sein Partner Michael Donabaum zum Verkosten vorbeikommen könnten, musste ich tatsächlich erstmal kurz überlegen. Dank meines unerbittlichen Wissenshungers habe ich dem dann aber zugestimmt. Ohne jegliche Erwartung haben wir uns also an einem Mittwoch im vergangenen Dezember in der Freiheit getroffen. Meine Befürchtung, den nächsten Betrieb zu treffen, der mit langen Gärungen und einem Katalog witziger Weinfehler ein klassisches Gebiet auf den Kopf zu stellen, wurde mir allerdings schon mit dem ersten Wein genommen. Konzentration, eingefangen und definiert von einer Reduktion, die wie feinstes Schießpulver voll gegen die Papillen feuert, machte mich fast sprachlos, da ich solch meisterliches Handwerk eigentlich nur aus dem Burgund kenne und nicht in einem kleinen Seitental der Wachau verortet hätte. Auf die Frage, wo man so etwas lernt, kam die souveräne Antwort, dass man verschiedene Betriebe in Frankreich, Württemberg, Österreich und Südafrika Stationen absolviert hat. Daniel war bei Wöhrwag, Jean Louis Chave, Comte Lafon, Chateau Palmer, Domaine L'Horizon und Fryer's Cove, während Michael bei Franz Hirzberger, von Winning, Peter Skoff und Tokara das würde ich als stabile Vita bezeichnen.

Auf unbequeme Fragen zur Bewirtschaftung und Vinifikation wurde fachlich versiert geantwortet. Mein Respekt wurde damit schon mal gewonnen, was dann aber folgte, war nicht weniger als spektakulär zu bezeichnen! Seidiger Stoff, der perfekt gelesen ist, vor Energie nur so strotzt und zukünftig meinen Speiseplan bereichern wird. Auf Prädikate wird verzichtet, um einen ganz eigenen Stil zu erschaffen, der als großzügig, vielschichtig, spannungsgeladen und präzise zu bezeichnen ist, kombiniert man geschickt die lokalen Rebsorten. Weinberge in einem so umkämpften Gebiet zu finden, ist alles andere als leicht, daher hat man auf der Suche die ganze Wachau mit diesem doch aussagekräftigen Gesuch plakatiert.

„Suchen Weingärten, auch schwer zugängliche Grundstücke und Brachen.“

Die Angst vor Arbeit in den unzugänglichen Top-Terrassen kann man den beiden daher definitiv nicht vorwerfen. Heute bewirtschaften sie rund drei Hektar biologisch, wovon etwa 2,3 Hektar in Ertrag sind. Besonders ist dabei die Lage im Spitzer Graben zu betonen.

Im majestätischen Spitzer Graben offenbart sich ein Terroir, das sich grundlegend von den Lagen an der Donau unterscheidet. Seine kühle, erbarmungslose Atmosphäre und seine von Fels durchdrungenen Böden schaffen eine Bühne, auf der man der Natur edelsten Wein mit harter Arbeit abringen muss.

Der Spitzer Graben erhebt sich wie ein unbeugsamer Titan, abgeschieden von der üblichen Pracht der Wachau. Hier herrschen niedrigere Temperaturen als entlang der mächtigen Donau, Schatten und kühler Wind umhüllen die Reben und der Regen fällt etwas mehr, was in den steinigen Lagen ein großer Vorteil ist. Wir stoßen an die Grenzen des Weinbaus, während sich das Klima unaufhaltsam wandelt. In diesen hitzigen Zeiten ist der Spitzer Graben nicht nur ein Ort der Schönheit, sondern auch ein letzter Zufluchtsort für die kostbare Kühle, die in einer Welt voller Rekordhitze von unschätzbarem Wert ist und einst die Seele der Wachau verkörpert hat, während viele Weine heute breit und gekocht erscheinen. Umso schöner, dass Daniel und Michael sich der unwegsamen Terrassen angenommen haben und dieses Schmuckstück wach küssen. Die beiden sind keine Fans von großen Maschinen und machen sich gerne die Hände schmutzig genau das, was es braucht, um hier den Stoff zu zaubern, den wir alle so lieben.

Wir freuen uns, euch mit von der Vogelwaide einen der spannendsten Betriebe der Welt vorzustellen, und hoffen, ihr feiert die beiden genauso wie wir!


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Über diesen Podcast

Es ist dein Geschmack!

Wir sprechen, wie soll es auch anders sein, über Wein. Mit uns selbst, den Winzern und befreundeten Sommeliers.
Dabei tragen wir bevorzugt Hoodie und keinen Anzug.

Denn Wein ist im Grunde nur vergorener Traubenmost, gemacht von Charakterköpfen und eben kein pseudoelitäres Getränk. Und diese Charaktere und deren Ideen stellen wir euch vor.

von und mit Marcel Mühlberger

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